Pflege auf der neonatologischen Intensivstation
Unsere neonatologische Intensivstation ist in zwei Bereiche unterteilt, die durch dasselbe Team betreut werden.
Die Station 44 ist der Intensivbereich, der aus drei Zimmern mit jeweils vier Behandlungsplätzen besteht. Direkt gegenüber liegt die Station 34 mit zwei - dem Intensivbereich zugeordneten - Schleusenzimmern und drei Patientenzimmern mit jeweils zwei Behandlungsplätzen. In diesen Zimmern werden kreislauf- und atemstabile Kinder versorgt, bei denen eine intensivere Überwachung nicht mehr notwendig ist. Gleichzeitig dienen diese Zimmer den Müttern und ihren Kindern als „Rooming-in“ Bereiche zur Entlassvorbereitung.
Kindliche Umgebung
Je früher ein Kind zur Welt kommt, desto unreifer ist die Haut, die schnell Wärme und Feuchtigkeit verlieren kann. Deshalb werden kleine Frühgeborene im Inkubator („Brutkasten“) versorgt. Wärme und Feuchtigkeit bewirken ein ähnliches Klima wie im Mutterleib. Es unterstützt die Kleinsten bei der Regulation der Körpertemperatur und schützt vor Austrocknung.
Wenn das Frühgeborene an Reife gewinnt wird es in einem Wärmebett versorgt. Dort trägt es Kleidung und bekommt evtl. Unterstützung durch eine wärmende Gelmatte.In den letzten Tagen vor der Entlassung schläft das Kind in einem normalen Kinderbett mit Schlafsack.
Viele Reizeinflüsse, wie Licht und Lärm, können von den kleinen Patienten noch nicht verarbeitet werden. Deshalb achten wir auf ein angenehmes Licht und eine angepasste Lautstärke. Die Inkubatoren und Wärmebetten sind mit einem Tuch abgedeckt, so dass die Babys eine möglichst ruhige Atmosphäre erleben.
Zur Umgebung eines Früh- oder kranken Neugeborenen gehören häufig Geräte mit Kabeln und Schläuchen. Diese ermöglichen die genaue Überwachung und unterstützen Nahrungsaufbau und Flüssigkeitszufuhr. Ist ein Kind zu früh geboren oder krank, braucht es zum Beispiel zusätzlichen Sauerstoff. Dieser kann über den Inkubator eingeleitet oder über einen Nasen-Schlauch zugeführt werden.
Sanfte Pflege
Wir bemühen uns um Bezugspflege. Damit können sich nach Möglichkeit immer dieselben Pflegepersonen um ein Kind kümmern, und so noch besser auf individuelle Bedürfnisse reagieren.
Anfangs werden die Pflegenden den größten Teil der Versorgung übernehmen. Sie als Eltern bleiben aber die wichtigsten Bezugspersonen für Ihr Kind. Deshalb integrieren wir Sie zu jeder Zeit bestmöglich und leiten Sie mehr und mehr an. Schnell werden auch Sie zu „Experten“ und können die Bedürfnisse ihres Kindes immer besser wahrnehmen und einschätzen. Alles, was zu dieser starken Eltern-Kind-Bindung beiträgt, ist für uns im St. Franziskus-Hospital Münster selbstverständlich.
Wir arbeiten nach dem Konzept der „Basalen Stimulation“. Die erste Kontaktaufnahme mit dem Kind geschieht durch die Hände. Ruhige Bewegungen mit der flach aufgelegten Hand lassen das Kind Liebe und Zuneigung spüren. Durch diese gezielten Berührungen nehmen die Kinder sich selbst, den Körper der Eltern und ihre Umgebung wahr.
Der Körperkontakt zu den Eltern ist für Neugeborene äußerst wichtig. Darum ermöglichen und fördern wir das „Känguruhen“ sobald es der Gesundheitszustand des Kindes zulässt. Über diesen intensiven Hautkontakt erfährt das Kind Mutter und Vater über alle Sinne. Die intensive Nähe stabilisiert die Atmung, den Kreislauf und die Temperaturregulation und die Kinder erfahren Geborgenheit und Sicherheit. Zusätzlich werden durch den Hautkontakt Wachstumsfaktoren in der Haut gebildet, die das Baby schneller wachsen lassen.
Das Pflege-Konzept des „Känguruhen“ steht beispielhaft für unser ganzheitliches Verständnis der Behandlung.
Besonders Frühgeborene haben häufig noch Bewegungsprobleme. Durch Berührungen an bestimmten Körperstellen wie Brustkorb und Becken können sie unterstützt werden. Durch Bewegungsübungen lernt Ihr Kind, Muskelgruppen zentral zu verschalten, seinen Körper wahrzunehmen und stärkt seine Muskeln. Eine besondere Form der Berührung und Kommunikation stellt hierbei die Babymassage dar. Durch die ruhigen Berührungen, die Sie als Eltern bei uns erlernen, wird Ihrem Kind Vertrauen vermittelt. Muskuläre Anspannungen und - im Frühgeborenenalter häufige - Verdauungsprobleme können gelindert werden.
Klangmassage für Frühgeborene
Seit über zehn Jahren ist Uta Altmann als Klang- und Bewegungscoachin regelmäßig mit ihren Klangschalen auf der Frühchenstation unterwegs. „Die Schwingungen des Klangs beruhigen“, erklärt sie. „Und das sehen wir nicht nur in den Gesichtszügen der Kinder, sondern oft auch an den Überwachungsmonitoren.“ So kann die tiefgreifende Entspannung eine gleichmäßigere Atmung und eine Regulierung des Herzschlags fördern. „Manchmal bemerken wir auch, dass die Kinder sich danach besser füttern lassen oder eine Untersuchung besser tolerieren“, ergänzt sie.
Psychologische Begleitung
Auf der Kinderintensivstation begegnen Ihnen als Eltern viele Anforderungen und Sorgen, die durch eine zu frühe Geburt oder die Erkrankung eines Kindes ausgelöst werden. In dieser Zeit möchte ich Ihnen den Rücken stärken. Dafür besuche ich Sie gerne bei Ihrem Kind auf der Station oder biete Gespräche in meinem Büro an.
Zweimal im Monat findet zudem ein Elterncafe statt, um einen Austausch unter den Eltern zu ermöglichen.
Ich bin gerne für sie da, um
- Sie im Umgang mit belastenden Gefühlen zu begleiten.
- Ihnen einen Raum zu geben, über das Erlebte zu sprechen.
- Sie im Bindungsaufbau zu ihrem Kind zu unterstützen.
- Sie auf Wunsch an weitere, externe Hilfen zu vemitteln.
Pia Kessmann
Dipl. Psychologin
Tel.: 0251 935-5332
pia.kessmann(at)sfh-muenster.de