Medikamentöse Therapie
Die Behandlung des Brustkrebs setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Das Ziel in der adjuvanten Situation ist es, vorsorglich zu behandeln, um einen Rückfall bzw. ein Wiedererkranken zu vermeiden. Das ist der Grund, warum zusätzlich zur brusterhaltend durchgeführten Operation eine Bestrahlung der Brust und eine Behandlung mit Medikamenten empfohlen wird. Je nach der individuellen Situation wird die medikamentöse Therapie auch individuell angepasst empfohlen.
Im Folgenden erklären wir einige häufig verwendete Begriffe im Zusammenhang mit einer medikamentösen oder auch systemischen Therapie.
Chemotherapie
Wir sprechen von einer Chemotherapie, wenn wir Medikamente, die in der Lage sind Zellen zu schädigen, verabreichen. Krebszellen teilen und vermehren sich etwas schneller als viele normale Körperzellen, deshalb reagieren sie empfindlicher auf eine Chemotherapie und können von ihr eher geschädigt oder zerstört werden.
Eine Chemotherapie kann als Tabletten eingenommen werden, wird aber häufiger als Infusion gegeben. Es kann ein einzelnes Medikament (Monochemotherapie) oder eine Kombination mehrerer (Polychemotherapie) empfohlen werden, je nach individueller Situation.
Eine Chemotherapie wird in Zyklen verabreicht, das heißt, in zwei, drei oder manchmal vier wöchentlichen Abständen wiederholt, dabei umfasst eine Gabe einen oder mehrere Tage.
Adjuvante Chemotherapie
Die begleitende oder vorsorgliche adjuvante Chemotherapie wird meistens im Zusammenhang mit der Erstbehandlung der Brustkrebserkrankung empfohlen, um das Risiko für ein Wiedererkranken (Rezidiv oder Metastasierung) zu vermindern.
Die Empfehlung wird von der interdisziplinären Tumorkonferenz gegeben, an der spezialisierte Ärzte der an der Behandlung beteiligten Fachdisziplinen teilnehmen.
Neoadjuvante Chemotherapie
Die neoadjuvante Chemotherapie oder auch primäre Chemotherapie genannte Chemotherapie wird als erster Therapieabschnitt der Operation vorangestellt.
Ziel ist die Verkleinerung von Tumoren vor einer Operation und die möglichst frühzeitige Vermeidung der Ausbreitung der Erkrankung im Körper.
Es werden die gleichen Medikamentenkombinationen verwendet, wie bei Chemotherapien, die nach der Operation verabreicht werden.
Für eine betroffene Frau entstehen keine Nachteile durch eine primär durchgeführte Chemotherapie, im Gegenteil wird die Chance eröffnet, den Tumor in der Brust und eventuell befallene Lymphknoten zu verkleinern oder komplett zum Verschwinden zu bringen.
Palliative Chemotherapie
Von palliativer Chemotherapie spricht man, wenn die Erkrankung an mehreren Stellen im Köper angetroffen wird, beispielsweise in der Lunge oder der Leber.
Sie wird eingesetzt, um die weitere Ausbreitung zu verhindern und die eventuell bestehenden Beschwerden und Symptome zu behandeln.
Es werden weitgehend dieselben Medikamente eingesetzt, wie in der adjuvanten Chemotherapie, als Einzelmedikamenten- (Mono-) oder als Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten.
Antihormontherapie
Über 70% aller Brustkrebserkrankungen sind östrogenempfindlich. Dabei weisen die Tumorzellen Antennen für die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen auf, die an den Antennen andocken können.
Auf diese Tumorzellen wird durch Östrogene ein Wachstums- und Vermehrungsreiz ausgeübt. Die Tumorzellen werden durch Östrogene also stimuliert, sich rascher zu teilen als sie es ohne die Anwesenheit von Östrogenen tun würden.
Deshalb hat man sich dieses Prinzip in der Therapie zunutze gemacht, indem man durch antiöstrogen wirkende Tabletten den gesamten Organismus der Frau östrogenärmer macht und auf diese Weise die Vermehrung der Tumorzellen verhindert.
Tamoxifen
Seit über 30 Jahren hat sich Tamoxifen als antiöstrogene Therapie sehr erfolgreich in der Verhinderung von Rückfällen bewährt.
Tamoxifen blockiert direkt die „Antennen“ auf den Tumorzellen und blockiert damit die stimulierende Wirkung der Östrogene, da diese nicht mehr an die Zelle herantreten können.
Es wird empfohlen 3-5 Jahre 1x1 Tablette Tamoxifen 20 am Tag einzunehmen.
Die zu erwartenden unerwünschten Wirkungen sind Wechseljahresbeschwerden, wie sie auch beim natürlichen Eintritt der Wechseljahre eintreten können, aber nicht müssen.
Vor Beginn einer Tamoxifentherapie wird eine Ärztin/ein Arzt in der Klinik für Brusterkrankungen ausführlich über Wirkungen und Risiken aufklären und die Behandlung in ihrem individuellen Nutzen bewerten.
Aromatasehemmer
Eine jüngere antiöstrogen wirkende Gruppe von Medikamenten sind die Aromatasehemmer. Drei Medikamente mit gleicher Wirkung stehen zur Behandlung zur Verfügung: Anastrozol (Arimidex®), Letrozol (Femara®) und Exemestan (Aromasin®). Alle drei Wirkstoffe werden als Tabletten 1x am Tag eingenommen, wie Tamoxifen.
Die Aromatase ist ein Enzym, das die Bildung von Östrogenen im Fettgewebe, im Muskel und an anderen Stellen des Körpers fördert, und das vor allem nach den Wechseljahren. Es wird dieses Enzym und damit die Bildung von Östrogenen gehemmt. Der Körper wird auf diese Weise in einen östrogenärmeren Zustand gebracht.
Die unerwünschten Wirkungen sind ähnlich denen von Tamoxifen. Zusätzlich kann es zu einer Abnahme der Knochendichte kommen mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose.
Auch hierüber wird ein ausführliches Beratungsgespräch geführt, in dem Nutzen der Therapie und mögliches Risiko abgewogen werden.
GnRH Analoga
GnRH Analoga sind hormonelle Wirkstoffe, die die Östrogenbildung in den Eierstöcken hemmen. Sie werden als Antihormonbehandlung bei jüngeren Frauen vor den Wechseljahren eingesetzt.
Leider müssen diese Präparate als Injektion in das Fettgewebe des Unterbauches oder Gesäßes gegeben werden, es gibt sie nicht in Tablettenform. Die Injektionen erfolgen 1x im Monat oder 1x im Vierteljahr, je nach Präparat.
Übliche Handelsnamen sind Zoladex® oder Trenantone®. Zusätzlich wird Tamoxifen gegeben.
Immuntherapie
Für den Routineeinsatz steht ein erstes Immuntherapeutikum zur Verfügung, mit Namen Herceptin®.
Neben der Bestimmung der Östrogenempfindlichkeit eines Tumors werden vom Pathologen auch sogenannte Wachstumsfaktoren untersucht. Wachstumsfaktoren können das Wachstum von Tumorzellen ebenfalls fördern und die beschleunigte Zellteilung stimulieren.
Für den Wachstumsfaktor HER-2-Neu, der wie die östrogenempfindlichen „Antennen“ auf der Zelle sitzt, wird Herceptin® als Blocker eingesetzt.
Herceptin® wird über 1 Jahr alle 3 Wochen als Infusion parallel zur Chemotherapie oder im Anschluss an die Chemotherapie gegeben.
Ca. 25% aller Brustkrebstumore weisen eine überausgeprägt hohe Dichte an „Her-2-Neu Antennen“ auf und sind somit geeignet für eine Herceptintherapie.
Über die Eignung für eine Herceptintherapie wird mit Ihnen ausführlich nach der Operation gesprochen, wenn vom Pathologen alle Untersuchungen abgeschlossen sind.