Scheidenkrebs | Vaginalkarzinom
Scheidenkrebs ist äußerst selten und betrifft vor allem ältere Frauen. Die meisten Tumoren, die in der Scheide vorkommen, entstehen nicht primär in der Vagina-Schleimhaut, sondern durch bösartige Tumoren in Nachbarorganen wie der Gebärmutter.
Symptome & Diagnose
Diese seltene Form eines Genitalkrebses macht sich durch ungewöhnliche Blutungen v.a. bei oder nach dem Geschlechtsverkehr oder durch auffälligen Ausfluss und vermehrten Juckreiz bemerkbar. Manchmal wird die Veränderung jedoch erst durch die gynäkologische Untersuchung bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt bemerkt.
Bei Auffälligkeiten bieten wir den Betroffenen eine spezielle Dysplasie-Sprechstunde an. Hier wird die Diagnose durch eine genaue Untersuchung mittels Aufsichtmikroskopie (Vaginoskopie), cytologischem Abstrich und einer Probeentnahme gestellt. Evtl. werden ergänzenden Untersuchungen wie eine Kernspinuntersuchung (MRT) oder eine Computertomographie (CT) sowie eine Harnblasenspiegelung oder eine Enddarmspiegelung zur Entscheidung der besten Therapie notwendig.
Ursachen & Risikofaktoren
Die Ursachen für Scheidenkrebs sind noch nicht vollständig erforscht. Als wichtigster Risikofaktor gilt wie beim Gebärmutterhalskrebs eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Diese Viren werden hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr übertragen. HPV-Infektionen sind sehr häufig, bleiben jedoch meist unbemerkt. In den meisten Fällen bekämpft das Immunsystem die Krankheitserreger innerhalb kurzer Zeit. In seltenen Fällen überleben die Viren jedoch und dies kann über Zellveränderungen zu Krebsvorstufen und zu Krebs führen.
Vorbeugung: Impfung
Durch eine Impfung gegen Humane Papilloma-Viren kann das Risiko von Gebärmutterhalskrebs deutlich gesenkt werden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für alle Mädchen und Jungen zwischen neun und 14 Jahren - vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenversicherungen.
Behandlung: Operation
Für die Behandlung kommen die operative Entfernung des Tumors und/oder die Bestrahlung in Frage. Welches der beiden Verfahren angewandt wird, richtet sich nach dem Stadium beziehungsweise der Ausbreitung der Erkrankung. Eine Chemotherapie wird nur bei fortgeschrittenem Scheidenkrebs eingesetzt.
Die Therapieplanung erfolgt im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz. Unsere Therapieempfehlungen werden nach ausführlicher Diskussion in der Tumorkonferenz getroffen. Hier wird die individuelle Situation jeder einzelne Patientin gemeinsam von Gynäkologen, Onkologen, Pathologen, Radiologen und Strahlenmediziner betrachtet, um die bestmöglichen Therapieschritte zu planen. Berücksichtigt werden dabei nicht nur das Ausmaß des Tumors, sondern vor allem auch das allgemeine Befinden, die Lebenssituation und persönliche Risikofaktoren wie Nebenerkrankungen oder früheren Operationen.
Operation
Ist der Tumor noch nicht tief in das Gewebe der Scheide eingedrungen, ist oft eine lokale chirurgische Entfernung des Tumors ausreichend. Dabei ist auch die Beurteilung der abfließenden Lymphknotenstationen wichtig. Die Lymphknotenentfernung im Beckenbereich wird bei uns minimal-invasiv durch eine Bauchspiegelung (=Schlüsselloch-OP) durchgeführt, die der Leiste durch einen kleinen Schnitt. Der Einsatz der Wächterlymphknotentechnik (Sentinel-Node Biopsie) ist auch bei dieser Erkrankung sowohl zur Beurteilung der Leisten- wie auch der Beckenlymphknoten möglich und kann erhebliche Nebenwirkungen verhindern.
Bei ausgedehnten Tumoren kann die Operation ein erhebliches Ausmaß annehmen: Die Scheide muss unter Umständen vollständig entfernt werden, ebenso andere Organe wie die Harnblase oder der Darm. Auch nahe gelegene Lymphknoten im Bauch, Becken und der Leiste müssen entfernt werden. In fortgeschrittenen Krebsstadien wird daher häufig eine Strahlentherapie bevorzugt.
Da die Qualität der Operation sehr entscheidend für den Heilungsverlauf ist, sollte der Eingriff ausschließlich in einem gynäkologischen Krebszentrum mit erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden. Das Operationsteam in unserer Klinik besteht aus sehr erfahrenen gynäkologischen Chirurgen, die durch Visceralchirurgen, Anästhesisten und ggf. Urologen unterstützt werden.
Behandlung: Strahlentherapie
Nach einer Operation kann eine anschließende Strahlentherapie sinnvoll sein. Dadurch können noch im Körper verbliebene Krebszellen zerstört werden. Eine Strahlentherapie kann dem chirurgischen Eingriff auch vorausgehen, um beispielsweise die Größe des zu operierenden Tumors zu verkleinern.
In fortgeschrittenen Tumorstadien stellt die Strahlentherapie die Therapie der Wahl dar. Insgesamt kommt sie bei etwa 80 Prozent aller Patientinnen mit Scheidenkarzinom zum Einsatz.
Ganzheitliche Behandlung
In unserem Gynäkologischen Krebszentrum stehen neben der medizinischen Therapie die Verbesserung der Lebensqualität und die Reduzierung von Nebenwirkungen im Fokus. Erschöpfungssymptome und andere Folgen der Standardtherapie können durch eine ganzheitliche Krebstherapie gelindert werden.
Komplementärmedizinische Beratung
Viele Krebspatientinnen suchen nach alternativen Behandlungsmethoden, vor allem aus dem Bereich der Naturheilkunde. Auch in unserem Klinikalltag fließen vermehrt komplementärmedizinische Behandlungsansätze ein. In den letzten Jahren ist viel zu unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen geforscht worden und 2021 ist erstmals auch eine S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen erschienen.
Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Komplementärmedizin stets als Ergänzung, nicht als Alternative zur empfohlenen schulmedizinischen Krebstherapie zu verstehen ist.
Sollten Sie Interesse an diesen Therapieverfahren haben, können Sie uns gern ansprechen. Auch wenn Sie Fragen zur Linderung bestimmter Symptome mit Hilfe komplementärmedizinischer Verfahren haben, können Sie sich an uns wenden
Rehabilitation und Nachsorge
Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung.
Da die Erkrankung und deren Behandlung stark belasten kann, ist für viele Patientinnen ein Reha-Maßnahme sinnvoll, um die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Je nach individueller gesundheitlicher, sozialer und beruflicher Situation können sie von unterschiedlichen stationären oder ambulanten Angeboten profitieren.
Nach einer Krebsbehandlung empfehlen wir, regelmäßige Nachsorgetermine wahrzunehmen. Hier werden Untersuchungen durchgeführt, um ein Wiederauftreten des Krebses (Rezidiv) frühzeitig zu entdecken. Darüber hinaus möchten wir die Patientinnen auch in ihrer Genesung unterstützen und begleiten. Das Risiko eines Rezidivs ist in den ersten drei Jahren nach der Operation sehr hoch. In dieser Zeit finden engmaschige, ca. alle 10 bis 12 Wochen, Nachsorgetermine statt. Ab dem dritten und fünften Jahr nach der Operation werden die Untersuchungen halbjährlich und jährlich durchgeführt.