Schamlippenkrebs | Vulvakarzinom
Der Schamlippenkrebs (Vulvakarzinom) kommt relativ selten vor. Bei dieser Krebsart bilden sich Tumore an den äußeren weiblichen Geschlechtsorganen. Schamlippenkrebs tritt meist nach den Wechseljahren. In den letzten Jahren wurde jedoch vermehrt eine Zunahme bei jüngeren Frauen festgestellt.
Schamlippenkrebs ist vor allem in einem frühen Stadium sehr gut behandelbar. Da diese Krebsart jedoch zu den seltenen Krebserkrankungen zählt, sollte die Behandlung in einem spezialisierten Krebszentrum mit entsprechender Behandlungserfahrung erfolgen
Symptome & Diagnose
Im Frühstadium der Erkrankung ist eine Diagnose oft schwierig, da deutliche Symptome fehlen. Im späteren Stadium können Symptome wie Juckreiz, Hautbeläge und Hautveränderungen und Geschwülste auf einen Schamlippenkrebs hindeuten. Da sich diese deutlichen Beschwerden bei vielen Betroffenen erst in einem fortgeschrittenen Stadium einstellen, wird die Krankheit oft erst relativ spät festgestellt. Eine regelmäßige gynäkologische Krebsvorsorge ist daher empfehlenswert.
Bei Auffälligkeiten bieten wir den Betroffenen eine spezielle Dysplasie-Sprechstunde an. Sollte es notwendig sein, entnehmen wir in Rücksprache mit Ihnen kleine Gewebeproben. Im Vulvabereich erfolgt dies unter lokaler Betäubung. Erst nach der feingeweblichen Untersuchung kann sicher entschieden werden, ob es sich um Schamlippenkrebs, bzw. eine Vorstufe handelt.
Ursachen & Risikofaktoren
Die Ursachen für Schamlippenkrebs sind noch nicht vollständig erforscht. Sicher ist aber, dass bestimmte Faktoren die Entstehung begünstigen. Dazu zählt eine Infektion mit humanen Papillom-Viren (HPV) oder andere sexuell übertragbare Infektionen mit Herpes oder Chlamydien. Auch einige chronische Erkrankungen der Genitalien, Rauchen oder eine eingeschränkte Immunfunktion können das Risiko erhöhen.
Genetische Faktoren spielen bei dieser Krebsart kaum eine Rolle.
Behandlung: Operation
In den meisten Fällen ist das Vulvakarzinom durch eine einmalige Operation heilbar. Hierbei stehen in unserer Klinik neben der leitliniengerechten Therapie insbesondere der Erhalt der Organfunktion sowie ein gutes kosmetisches Ergebnis im Vordergrund. Der operative Eingriff hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. So wird nur noch der unmittelbar betroffene Teil der Schamlippe (mit einem Sicherheitssaum) entfernt. Bei frühen Krebsstadien sind die Heilungschancen hierbei sehr hoch. Es sichert neben der Tumorentfernung auch ein optimales kosmetisches Ergebnis.
Ab einer gewissen Tumorgröße werden auch die Lymphknoten in den Leisten mit entfernt, da es häufig zu gestreuten Zellen in diesen Lymphknoten kommt. Bei kleineren Tumoren ist der Einsatz der Wächter-Lymphknotentechnik (Sentinel-Node Biopsie) möglich. Das erspart in vielen Fällen eine radikale Lymphknotenentfernung.
Unser Team ist darauf spezialisiert, eine möglichst gute kosmetische Wiederherstellung des äußeren Genitales zu erreichen und dabei auch den funktionellen Aspekt nicht zu vernachlässigen. Hierfür kann es sinnvoll sein, sogenannte Lappenplastiken durchzuführen, bei denen Gewebe z.B. vom Oberschenkel zur Deckung genutzt wird.
Da die Qualität der Operation sehr entscheidend für das kosmetische Ergebnis und für den Heilungsverlauf ist, sollte der Eingriff ausschließlich in einem gynäkologischen Krebszentrum mit Spezialisten durchgeführt werden. Das Operationsteam in unserer Klinik besteht aus sehr erfahrenen gynäkologischen Chirurgen. In Zusammenarbeit mit spezialisierten Anästhesisten erfolgt bereits während der Operation eine intensive Schmerztherapie für eine optimale Erholung. Im Anschluss können Patientinnen mit Schmerzpumpen die Schmerzlinderung individuell nach Bedarf steuern.
Behandlung: Strahlentherapie
Nach der Operation wird in der interdisziplinären Tumorkonferenz eine individuelle Empfehlung zur Nachsorge oder zu weiterer Therapie durch z.B. Strahlentherapie ausgesprochen. In der Konferenz wird die individuelle Situation jeder einzelne Patientin gemeinsam von Gynäkologen, Onkologen, Pathologen, Radiologen und Strahlenmediziner betrachtet, um die bestmöglichen Therapieschritte zu planen.
Bei Vulvakrebs kann zusätzlich zur Operation („adjuvant“) eine Strahlentherapie angewendet werden, um einen lokalen Rückfall zu verhindern. Diese Therapieform wird empfohlen, wenn der Tumor nicht vollständig oder mit einem zu geringen Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe entfernt werden konnte. Die Bestrahlung erfolgt dann von außen über die Haut.
Ganzheitliche Behandlung
In unserem Gynäkologischen Krebszentrum stehen neben der medizinischen Therapie die Verbesserung der Lebensqualität und die Reduzierung von Nebenwirkungen im Fokus. Erschöpfungssymptome und andere Folgen der Standardtherapie können durch eine ganzheitliche Krebstherapie gelindert werden.
Komplementärmedizinische Beratung
Viele Krebspatientinnen suchen nach alternativen Behandlungsmethoden, vor allem aus dem Bereich der Naturheilkunde. Auch in unserem Klinikalltag fließen vermehrt komplementärmedizinische Behandlungsansätze ein. In den letzten Jahren ist viel zu unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen geforscht worden und 2021 ist erstmals auch eine S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen erschienen.
Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Komplementärmedizin stets als Ergänzung, nicht als Alternative zur empfohlenen schulmedizinischen Krebstherapie zu verstehen ist.
Sollten Sie Interesse an diesen Therapieverfahren haben, können Sie uns gern ansprechen. Auch wenn Sie Fragen zur Linderung bestimmter Symptome mit Hilfe komplementärmedizinischer Verfahren haben, können Sie sich an uns wenden
Rehabilitation und Nachsorge
Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung.
Da die Erkrankung und deren Behandlung stark belasten kann, ist für viele Patientinnen ein Reha-Maßnahme sinnvoll, um die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Je nach individueller gesundheitlicher, sozialer und beruflicher Situation können sie von unterschiedlichen stationären oder ambulanten Angeboten profitieren.
Die Nachsorge besteht in regelmäßigen frauenärztlichen Kontrolluntersuchungen. Hier werden Untersuchungen durchgeführt, um ein Wiederauftreten des Krebses (Rezidiv) frühzeitig zu entdecken. Darüber hinaus möchten wir die Patientinnen auch in ihrer Genesung unterstützen und begleiten.