Eierstockkrebs | Ovarialkarzinom | Ovarialtumor
Eierstockkrebs, auch Ovarialkarzinom oder Ovarialtumor genannt, ist ein häufig bösartiger Tumor der Eierstöcke. In Deutschland erkranken rund 8000 Frauen pro Jahr an dieser Art von Krebs. Die Erkrankung erfordert eine sehr komplexe Therapie, bei der die Behandlungsqualität einen direkten Einfluss auf die Überlebenszeit der Patientinnen hat. Unser Gynäkologisches Krebszentrum ist auf diese Behandlung spezialisiert und die Mediziner verfügen über langjährige Erfahrung und eine besondere chirurgische Qualifikation.
Auch in den Eileitern und im Bauchfell kann Krebs entstehen. Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinom) und Eileiterkrebs (Tubenkarzinom) sind in ihrer Art und Auswirkung Eierstockkrebs sehr ähnlich und werden hier unter dem Begriff zusammengefasst.
Diagnose
Eierstockkrebs macht zu Beginn keine Beschwerden und bleibt häufig lange Zeit unbemerkt. Auch Früherkennungsuntersuchungen bleiben oft ergebnislos. Selbst bei einer regelmäßigen vaginalen Ultraschalluntersuchung kann der Krebs unentdeckt bleiben, da der Tumor aufgrund der anatomischen Lage viel Platz zu wachsen hat. Erst wenn er im fortgeschrittenen Stadium in Becken und Bauchhöhle gewachsen ist oder zur Bildung von Bauchwasser führt, kommt es zu Beschwerden wie z.B. Schmerzen, Zunahme des Bauchumfangs, Übelkeit, Verdauungsstörungen.
Erste Hinweise auf diese Erkrankung liefern eine frauenärztliche Untersuchung. Besteht der Verdacht auf Eierstockkrebs wird eine Blutuntersuchung auf Tumormarker CA-125 durchgeführt. Der Tumormarker kann einen Hinweis auf eine Erkrankung geben, ist aber noch kein Beweis. Bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder eine Kernspintomographie (MRT) können ergänzend durchgeführt werden. Die endgültige Diagnose kann allerdings erst im Rahmen einer Operation gestellt werden.
Die Gewissheit, dass es sich um Eierstockkrebs handelt, kann daher nur eine Operation mit der Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) oder des gesamten Tumors geben.
Wird der Krebs frühzeitig entdeckt, bestehen gute Behandlungsmöglichkeiten und Heilungsaussichten.
Ursachen & Risikofaktoren
Das Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu. Frauen, die während oder nach den Wechseljahren eine Hormonersatztherapie erhalten haben, sind besonders gefährdet. Die Anti-Baby-Pille und Schwangerschaften wirken sich hingegen günstig aus.
Auch genetische Faktoren können entscheidend sein, da Eierstockkrebs familiär gehäuft auftritt und bestimmte Genveränderungen bei Krebspatientinnen vermehrt vorkommen. Hierfür bieten wir mit unseren Behandlungspartnern eine humangenetische Beratung vor Ort an.
Schädliche Umwelteinflüsse und ungesunde Ernährung können ebenfalls eine Rolle spielen und es gibt Hinweise, dass Übergewicht das Erkrankungsrisiko erhöht.
Behandlung: Operation
Der entscheidende Schritt in der Behandlung des Ovarialkarzinoms ist die Operation. Die beste Aussicht auf Heilung von Eierstockkrebs besteht, wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann, aber auch die Reduzierung des Tumors verbessert die Situation in einigen Fällen. Die Möglichkeiten und das Ausmaß der Operation hängen von der Ausbreitung des Tumors ab. Die Operation dauert mehrere Stunden und ist sehr kompliziert. Da die Qualität der Operation sehr entscheidend für den weiteren Verlauf ist, sollte der Eingriff ausschließlich in einem gynäkologischen Krebszentrum mit erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden.
Bei einer Eierstockkrebs-OP ist ein Bauchschnitt (Laparotomie) erforderlich. Dabei wird die Entfernung der Eierstöcke, der Eileiter, der Gebärmutter, der Bauchfettschürze sowie der Lymphknoten entlang der Beckengefäße und Bauchschlagader durchgeführt. Sollte sich der Tumor bereits auf andere Organe ausgebreitet haben, kann es zu einer zusätzlichen Entfernung der Organe kommen. Ein Pathologe untersucht das Gewebe direkt während der OP (Schnellschnitt) und teilt das Ergebnis dem Operateur mit, der über das Ausmaß der Operation entscheidet.
Das Operationsteam in unserer Klinik besteht aus sehr erfahrenen gynäkologischen Chirurgen, die durch Viszeralchirurgen, Anästhesisten und ggf. Urologen unterstützt werden. Neben den herkömmlichen Instrumenten werden moderne Elektro- und Ultraschallskalpelle eingesetzt, um das Gewebe maximal zu schonen und eine schnelle Wundheilung ohne Komplikationen zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit spezialisierten Anästhesisten erfolgt bereits während der Operation eine intensive Schmerztherapie für eine optimale Erholung. Im Anschluss können Patientinnen mit Schmerzpumpen die Schmerzlinderung individuell nach Bedarf steuern.
Bei jüngeren Patientinnen mit Kinderwunsch, deren Ovarialkarzinom noch im Anfangsstadium ist, kann fruchtbarkeitserhaltend operiert werden.
Nach der Operation kann eine anschließende Chemotherapie die Heilung wahrscheinlicher machen und das Überleben verlängern und wird deshalb meistens empfohlen.
Behandlung: Chemotherapie
Operative Maßnahmen allein reichen bei einem Ovarialkarzinom häufig nicht aus. Vielmehr spielt die Chemotherapie in der Behandlung sowohl bei der Ersterkrankung als auch beim Wiederauftreten ebenfalls eine zentrale Rolle.
Individuelles Behandlungskonzept
Die weitere Therapieplanung erfolgt im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz. Unsere Therapieempfehlungen werden nach ausführlicher Diskussion in der Tumorkonferenz getroffen. Hier wird die individuelle Situation jeder einzelne Patientin gemeinsam von Gynäkologen, Onkologen, Pathologen, Radiologen und Strahlenmediziner betrachtet, um die bestmöglichen Therapieschritte zu planen. Berücksichtigt werden dabei nicht nur das Ausmaß des Tumors, sondern vor allem auch das allgemeine Befinden, die Lebenssituation und persönliche Risikofaktoren wie Nebenerkrankungen oder früheren Operationen. Die Entscheidung über die weitere Therapie wird anschließend gemeinsam mit der Patientin in einem persönlichen Gespräch getroffen.
Chemotherapeutische Medikamente (Zytostatika) können Tumorzellen abtöten oder sie in ihrem Wachstum hemmen. Sie werden wiederholt im Abstand von einigen Wochen verabreicht und verteilen sich im ganzen Körper. Vor allem schnell wachsende Zellen wie Krebszellen werden hierdurch angegriffen. Allerdings können auch gesunde Körperzellen betroffen sein, wodurch sich Nebenwirklungen wie Haarverlust ergeben. Im Gegensatz zu Krebszellen besitzen gesunde Körperzellen jedoch Reparaturmechanismen, wodurch Nebenwirkungen wieder rückgängig gemacht werden. Auch wenn viele Patientinnen mit Hilfe unterstützender Medikamente fast ohne weitere Nebenwirkungen durch die Therapie kommen, können Übelkeit und eine Schwächung des Immunsystems auftreten.
Neben der Bekämpfung von im Körper verbliebenen bösartigen Tumorzellen (adjuvante Therapie) kann die Chemotherapie auch vor einer OP zur Tumorverkleinerung (neoadjuvant) eingesetzt werden. Bei nicht heilbaren Tumorleiden wird sie zur Symptomlinderung (palliativ) angewendet.
Individuelle Erhaltungstherapie
Neben Operation und Chemotherapie gibt es Medikamenten, die spezifischer auf Krebszellen wirken als auf normale Zellen. Eine solche Behandlung wird als zielgerichtete Therapie bezeichnet. Hierdurch verbessern sich die Prognosen und die Krankheit kann länger kontrolliert werden. Bei der Antikörpertherapie werden sogenannte Angiogenesehemmer eingesetzt, die die Blutgefäßbildung im Tumor unterbinden, so dass diese nicht weiterwachsen und streuen können. PARP-Inhibitoren verhindern außerdem, dass die Erbinformation der Tumorzellen repariert werden, so dass die Vermehrung erschwert wird. So soll das Auftreten eines Rezidivs möglichst lange hinausgezögert werden. Welche Form dieser Erhaltungstherapie eingesetzt wird, richtet sich nach individuellen Voraussetzungen. Ziel ist immer eine optimale Verträglichkeit und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.
Studien
In vielen Fällen können wir die Teilnahme an einer klinischen Studie anbieten. Hierdurch kann die Versorgung und die Lebensqualität sowohl bei der Ersterkrankung als auch beim Wiederauftreten des Karzinoms (Rezidiv) verbessert werden. Die Möglichkeit der Studienteilnahme beziehen wir bei der Therapieplanung von Beginn an mit ein.
Weitere Informationen zu unseren Studien.
Ganzheitliche Behandlung
In unserem Gynäkologischen Krebszentrum stehen neben der medizinischen Therapie die Verbesserung der Lebensqualität und die Reduzierung von Nebenwirkungen im Fokus. Erschöpfungssymptome und andere Folgen der Standardtherapie können durch eine ganzheitliche Krebstherapie gelindert werden.
Komplementärmedizinische Beratung
Viele Krebspatientinnen suchen nach alternativen Behandlungsmethoden, vor allem aus dem Bereich der Naturheilkunde. Auch in unserem Klinikalltag fließen vermehrt komplementärmedizinische Behandlungsansätze ein. In den letzten Jahren ist viel zu unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen geforscht worden und 2021 ist erstmals auch eine S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen erschienen.
Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Komplementärmedizin stets als Ergänzung, nicht als Alternative zur empfohlenen schulmedizinischen Krebstherapie zu verstehen ist.
Sollten Sie Interesse an diesen Therapieverfahren haben, können Sie uns gern ansprechen. Auch wenn Sie Fragen zur Linderung bestimmter Symptome mit Hilfe komplementärmedizinischer Verfahren haben, können Sie sich an uns wenden
Rehabilitation und Nachsorge
Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung bei Eierstockkrebs. Viele Betroffene wenden sich zusätzlich auch an eine Selbsthilfegruppe.
Da die Erkrankung und deren Behandlung stark belasten kann, ist für viele Patientinnen ein Reha-Maßnahme sinnvoll, um die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Je nach individueller gesundheitlicher, sozialer und beruflicher Situation können sie von unterschiedlichen stationären oder ambulanten Angeboten profitieren.
Nach einer Krebsbehandlung empfehlen wir, regelmäßige Nachsorgetermine wahrzunehmen. Hier werden Untersuchungen durchgeführt, um ein Wiederauftreten des Krebses (Rezidiv) frühzeitig zu entdecken. Darüber hinaus möchten wir die Patientinnen auch in ihrer Genesung unterstützen und begleiten. Das Risiko eines Rezidivs ist in den ersten drei Jahren nach der Operation sehr hoch. In dieser Zeit finden engmaschige, ca. alle 10 bis 12 Wochen, Nachsorgetermine statt. Ab dem dritten und fünften Jahr nach der Operation werden die Untersuchungen halbjährlich und jährlich durchgeführt.
Borderline Tumor des Ovares
Der Bordeline Tumor des Ovares ist eine Sonderform bei zystischen Eierstocksveränderungen, der nicht die typischen Merkmale eines Eierstockkrebses mit sich trägt und deshalb durch eine Operation in den meisten Fällen als heilbar gilt.
Die Operation bei diesem Tumor wird in der Regel bei uns auch durch eine Bauchspiegelung (minimal-invasive Technik, "Schlüsselloch-OP") durchgeführt. Dabei werden die betroffenen Eierstöcke sowie die Bauchfettschürze entfernt und mehrere Proben des Bauchfelles entnommen. Eine Entfernung der Lymphknoten oder eine nachfolgende Chemotherapie ist nicht erforderlich. Bei Kinderwunsch kann auch eine organerhaltende Operation bei guter Nachsorge und Aufklärung über das Rezidivrisiko besprochen werden.